Experte informiert in der Ruine über seine Forschungen. Das Sommerfest erstreckt sich erstmals über zwei Tage

Thüringer Allgemeine (Bad Langensalza)27 Aug 2021Von Sabine Spitzer

1976 musste der Kirche Sankt Peter und Paul wegen großer Schäden das ortsbildprägende Spitzdach abgenommen werden.

Neunheilingen. Die Sonnenkirche in Neunheilingen ist wahrscheinlich später entstanden, als bisher vermutet. Martin Sladeczek vom Historischen Institut der Universität Jena datiert den Bau in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts. Dafür hat er Indizien, wie die Form der Fenster, den Chorraum und das Kirchenschiff, bei seinen Forschungen entdeckt.

Bisher war man davon ausgegangen, dass sie in der spätgotischen Zeit gebaut wurde – also um das 15. Jahrhundert. Laut Martin Sladeczek fanden sich auch lange später noch diese für die Epoche typischen Formen bei den Bauten wieder. Und er ist überzeugt, dass die damals in Neunheilingen ansässigen Herren von Heilingen den Kirchenbau mitprägten.

Sommerfest wird am Samstag mit einem Theaterstück eröffnet

Im Rahmen seiner Dissertationsarbeit zur Reformation auf dem Land hatte der Erfurter die Sonnenkirche und andere Kirchen Thüringens untersucht und in alten Quellen recherchiert. Auch in Urleben oder Weberstedt sehe man, dass der Adel damals gemeinsam mit den Bauern die Bauprozesse prägte. Auch nahmen diese gemeinsam Einfluss auf die Durchsetzung der Reformation, informierte der Experte im Gespräch.

Dies und viele andere Fakten will der Experte beim Sonnenkirchensommerfest am Sonntag, 29. August, in der Ruine von Sankt Peter und Paul präsentieren. Vor seinem Vortrag gibt es zunächst um 14 Uhr einen Gottesdienst sowie Kaffee und Kuchen.

Erstmals in diesem Jahr erstreckt sich das Sommerfest des Sonnenkirchen-vereins über zwei Tage. Bereits am Samstagabend, 28. August, führt die Theatergruppe um 19.30 Uhr in der Sonnenkirchen-ruine den humorvollen Schwank „Der Lover aus dem Internet“auf. Bei schlechtem Wetter soll das Stück im Saal gezeigt werden.

Laut Martin Sladeczek bleibt aber letztlich der konkrete Nachweis

für das Baujahr offen. Denn der Ruine fehlt das Dach, von dem sich mehr Hinweise ableiten lassen könnten.

Der Sonnenkirchen-verein bemüht sich seit vielen Jahren, die Ruine wieder zu überdachen. Denn der Kirche musste 1976 das ortsprägende Spitzdach wegen massiver Schäden abgenommen werden. Ideen gibt es jetzt für ein Sonnensegel oder eine Membran. Laut Raimund Schmidt vom Sonnenkirchen-verein ist es das Ziel, bei Veranstaltungen nicht mehr vom Wetter abhängig zu sein.

2020 haben dazu die Sicherungsarbeiten an der Kirche begonnen, die sich die nächsten Jahre hinziehen werden.