THÜRINGER ALLGEMEINE ZUM „LUTHERSOMMER“

Das Neunheilinger Bläserquintett hatte eigens zum Gedenken an Luther eine Suite in vier Sätzen einstudiert. Foto: Sabine Spitzer

Neunheilingen. Malerisch war einst der Blick auf die Kirche „Peter und Paul“ in Neunheilingen. Der Lehrer Anton Endler hielt ihn fest in Öl auf Leinwand. Doch Wind und Wetter haben den spätgotischen Gemäuern zugesetzt. Seit 1976 fehlt dem Gotteshaus das einst so prägende Spitzdach. Zuletzt nisteten Tauben in der Sakristei. Weil die Gefahr bestand, dass die Ruine noch mehr verfällt, wurde eine Tür und ein Fenstergitter angebracht.

In das historische Gemäuer soll wieder Leben einziehen. Die evangelische Kirchengemeinde und der 2014 gegründete Förderverein haben ihr Projekt „Sonnenkirche“ genannt. Viele Veranstaltungen gab es bereits in der Ruine. Am Samstag lud der Förderverein zum Sommerfest ein, das er auch als Beitrag zum Reformationsjahr sah. „Wir haben zwar keinen besonderen Bezug zu Luther, wollten uns aber trotzdem dem Jubiläum der Reformation anschließen“, erklärte Raimund Schmidt, Vorsitzender des Fördervereins „Sonnenkirche“.

Zu Gast war der Theologe und Schriftsteller Albrecht Gralle aus Northeim (Niedersachsen). Fast 40 Bücher hat er geschrieben. In Neunheilingen las er aus „Als Luther vom Kirschbaum fiel und in der Gegenwart landete“. Die Kirchenkulisse fand er „einmalig“.

Im musikalischen Teil spielte das Neunheilinger Bläserquartett zum Gedenken an Luther eine Suite in vier Sätzen. Dabei handelte es sich um eine Neukomposition, die aber Einzug in der Liederrepertoire der Gemeinde halten soll. „Es ist beschwingter und hat mehr Leichtigkeit“, waren sich Pfarrerin Annemarie Sommer und Raimund Schmidt einig.

Ziel des Vereins „Sonnenkirche“ ist es, das Sandsteingemäuer vor dem weiteren Verfall zu bewahren. Deshalb braucht „Peter und Paul“ dringend ein Dach. In Kooperation mit der Fachhochschule Erfurt hatten Bau- und Architekturstudenten Modelle entwickelt. „Das war aber eher eine Ideensammlung“, berichtete Schmidt. Denn bis jetzt ist die Finanzierung noch völlig ungeklärt. Die Umsetzung wäre viel zu teuer.

Der Favorit des Vereins ist eine Flachdachkonstruktion über der Kirchenruine mit Lichteinlässen und darunter liegendem Multifunktionsraum. Im ehemaligen Altarraum könnte es eine Art Sonnenterrasse mit Blick zum Schloss geben. Die Planungen sind aber noch lange nicht abgeschlossen. „Wir suchen noch nach einer bezahlbaren Lösung“, so Schmidt.

Wie er informierte, prüft derzeit ein Statiker, ob das alte Gemäuer überhaupt eine Dachkonstruktion tragen könnte. Das Ergebnis soll Ende des Jahres vorliegen.

Sabine Spitzer / 28.08.17