Kabarettist und Autor Bernd-Lutz Lange auf Einladung des Sonnenkirchen-Vereins mit Lesung zu Gast in Neunheilingen

Neunheilingen. Aus seinem Buch „Das gab‘s früher nicht“ las der bekannte Kabarettist und Autor Bernd-Lutz Lange im Neunheilinger Saal. Eingeladen hatte dazu am Sonntag der örtliche Förderverein der Sonnenkirche. Anhand von kurzen Episoden aus seinem Leben berichtete Lange im voll besetzten Gemeindesaal über das, was aus seiner Sicht über die Jahre verloren gegangen ist oder heute ganz anders interpretiert wird.

Dabei ging er mit spitzer Zunge zu Werke, zugleich aber auch mit Wehmut. Sein Buch handelt etwa davon, wie die „Oberbuchhalter der Reinigung der deutschen Sprache“ lange benutzte Begriffe aus dem Alltag verbannen, wie den „Negerkuss“, der angeblich eine Diskriminierung von Farbigen sei und darum zum „Schokokuss“ werden sollte.

Die Kritik am Verschwinden von Traditionen soll aber keine Verklärung der Vergangenheit sein, so Lange: „Der Wandel gewinnt weiter an Fahrt“. Er selbst habe die friedliche Revolution 1989 mit erlebt und zuvor die DDR-Zeit, die eine „Diktatur des Proletariats“ sein sollte, aber in Wirklichkeit nur eine „Diktatur der Funktionäre“ war.

„Wir bekamen damals die Freiheit, uns von der Welt endlich ein eigenes Bild zu machen“. Etwas auf der Strecke sei aber die Gerechtigkeit in unserer Zeit geblieben. Hier herrsche Nachholbedarf. Die oft bahnbrechenden technischen Entwicklungen in unserer Zeit seien für ältere Menschen kaum noch nachvollziehbar. Früher hätten die Großeltern ihren Enkeln die Welt erklärt? Heute sei es andersherum, wenn etwa die Nachkommen Opa und Oma erklären, wie das neueste Smartphone funktioniert.

Immer wieder Zwischenapplaus
Die Zuhörer folgten Bernd-Lutz Lange mit gespannter Aufmerksamkeit und spendeten immer wieder Zwischenbeifall. Geboren wurde Lange 1944 in Ebersbach in der Oberlausitz. Noch heute finden dort alle zwei Jahre Lesungen mit ihm statt. Früh zog es ihn zum Kabarett, wo er 1966 in Leipzig mit Gunter Böhnke, Christian Becher und Jürgen Hart die „Academixer“ gründete. Vor drei Jahren, mit 70, wollte er mit dem Kabarett aufhören, sagte Lange – solange die Menschen noch „schade“ sagen und nicht „Jetzt wird‘s aber Zeit“.

Aber das Bücherschreiben und Lesungen reizten ihn immer noch. Dabei lese er dort, wo er früher auch mit dem Kabarett auftrat – in den MDR-Ländern. Das betreibe er aber „in Maßen“, denn jetzt sei seine oberste Lebensregel: „Das Leben genießen“. Mit viel Beifall wurde Bernd-Lutz Lange in Neunheilingen verabschiedet und signierte danach noch seine Bücher für viele Interessenten.

Klaus Dreischerf / 27.03.18