THÜRINGER ALLGEMEINE VOM 16.08.2015

AUS NEUNHEILINGENS RUINE SOLL EINE SONNENKIRCHE WERDEN

Neunheilingen (Unstrut-Hainich-Kreis). Mit dem Projekt bewirbt sich die Kirchengemeinde an der IBA. Am Sonntag wird es beim Sommergottesdienst vorgestellt.

Markus Hesse, Pfarrer Karl-Siegfried Melzer, Raimund Schmidt und Bodo Schmidt (von links) zählen zu den Initiatoren des angestrebten Wiederaufbaus der Kirche. Foto: Rainer Schmalzl

Richtig malerisch muss einst der Blick von Nordosten auf die Kirche „Peter und Paul“ in Neunheilingen gewesen sein. Ein idyllisch anmutendes Ölbild des ehemaligen Lehrers Anton Endler aus dem Jahr 1940 oder vielleicht Aufnahmen in den Familienalben zeigen das nicht mehr vorhandene Spitzdach mit den Gauben und dem überdachten äußeren Emporenaufgang der Kirche.

Doch schon seit 1976 hat die Kirche kein Dach mehr. Wind und Wetter hatten den Gemäuern aus spätgotischer Zeit arg zugesetzt. Seit dieser Zeit fehlt also das einst so prägende Dach auf dem Kirchenschiff.

Mit einem sehr außergewöhnlichen Projekt könnte das Gotteshaus nicht nur wieder ein neues Dach, sondern über die Ausstattung mit Sonnenkollektoren auch noch eine zukunftsträchtige Energieversorgung bekommen. Denn unter dem Titel „Sonnenkirche Neunheilingen“ bewirbt sich die Kirchengemeinde an der IBA, der Internationalen Bauausstellung Thüringen, die sich als ein zehnjähriges Zukunftslabor des Planens und Bauens versteht. Sie will mit neuen Ideen und exemplarischen Projekten der Energiewende kultivieren und die Auswirkungen des demografischen Wandels gestalten.

Neunheilingens Gemeindekirchenrat mit seinem Vorsitzenden Bodo Schmidt und Pfarrer Karl-Siegfried Melzer sind optimistisch, dass die „Sonnenkirche“ als eines von vier Projekten, mit denen sich die Evangelische Kirche in Mitteldeutschland an der IBA bewirbt, einmal Wirklichkeit wird. Der Kirchengemeinde und interessierten Gästen soll das ehrgeizige Projekt am morgigen Sonntag im Rahmen des letzten Sommergottesdienstes in der nach oben offenen Kirche „Peter und Paul“ und zum Gemeindefest ab 14 Uhr vorgestellt werden.

Damit die Kirche nicht weiter verfällt, sei man jetzt um dauerhafte Lösungen bemüht, erklärte Raimund Schmidt vom Gemeindekirchenrat. Trotz erfolgter Sicherungsmaßnahmen seit der Wende müsse jetzt insbesondere die Mauerkrone dringend saniert werden, sind sich alle einig. Ziel ist es schließlich, dass statisch unabhängig vom Kirchenschiff, innerhalb des Kirchenschiffs eine Stahlgerüstkonstruktion als Dach entsteht, die die Mauerkrone dann schützend überdeckt. Auf der Südseite soll eine Fotovoltaikanlage entstehen, die einmal Kindergarten, Pfarrhaus und Kegelbahn mit Energie versorgt.

Reiner Schmalzl / 16.08.14 / TAllt.