PREISVERLEIHUNG ZUKUNFTSPREIS EKK

Evangelischer Kirchenkreis zeichnet sieben Projekte für neue Wege in der Gemeindearbeit aus

Ausgezeichnete Ideen für die Zukunft der Kirche: Die Preisträger des Evangelischen Kirchenkreises zeigen mit Superintendent Andreas Piontek (2. von rechts) vorm Erprobungsraum in Bad Langensalza stolz ihre Urkunden. Fotos: Klaus Wuggazer

Bad Langensalza. Martin Luther hat den Zukunftspreis 2017 des evangelischen Kirchenkreises Mühlhausen gewonnen, jedenfalls indirekt. Ausgezeichnet wurde das Streitgespräch, das Luther alias Pfarrer Johannes Beck mit einer Meisters-Gattin (Gästeführerin Renate Masch) erstmals beim 25. Mittelalterstadtfest in Bad Langensalza aufführte und das zum Reformationstag erneut im Rahmen einer Stadtführung zu erleben war. Mit dem zum 10. Mal verliehenen Preis ehrte der Kirchenkreis am Samstag im Erprobungsraum in der Fußgängerzone insgesamt sieben Projekte, die eins gemeinsam haben: sie sind innovativ, originell, und sie beschreiten neue Wege, um nicht nur Christen und Gemeindemitglieder, sondern alle Menschen für den Glauben und die Kirche zu interessieren.

Das sind die von einer Jury ausgezeichneten Projekte:

In dem Streitgespräch verteidigt Luther bei einem fiktiven Besuch in der Stadt Bad Langensalza 1539 seine Lehren gegen eine überzeugt katholische, betuchte und Veränderungen ablehnende Frau. Mit dem Dialog auf der Basis originaler Luther-Texte brachte sich die Kirche erstmal wieder aktiv in das Mittelalterfest ein und transportierte die Botschaft der Reformation in die heutige Zeit, mitten unter Tausende feiernde Gäste.

Maßgeblich dafür war der Erprobungsraum, in dem Pfarrer Beck und seine Mitstreiter neue Ideen für die Kirchen-Arbeit in einer Zeit entwickeln sollen, in der es immer weniger Christen gibt. Die städtischen Gästeführerinnen sind dabei einer der vielen Partner, nutzen den Raum regelmäßig – so kam auch die Idee zum Streitgespräch, das zudem von der Stadt als Veranstalter des Mittelalterfestes unterstützt wurde. 3600 Euro gab es als Preisgeld von Superintendent Andreas Piontek.

Auf Platz zwei (2600 Euro) kam der „Neunheilinger Luthersommer“ , der 2017 gefeiert wurde und der ebenfalls Bezug zum Reformations-Jubiläum im vergangenen Jahr hatte. Statt einfach nur ein Sommerfest zu feiern, organisierten die Neunheilinger ein Kultur-Ereignis im Zeichen Luthers, darunter der Verein „Sonnenkirche“, der die Kirchenruine wiederbeleben will, die „Blechmusik mit Paukenschlag“ – vier Musiker – und weitere Helfer, christliche und nicht-christliche, wie Raimund Schmidt sagte. So gab es am Festabend ein Quiz, eine Lesung, einen Film und Musik.

Auf den dritten Platz beim Zukunftspreis (1600 Euro) kam die offene Jugendeinrichtung „Boje“ der Kirche in Mühlhausen für ihr Seifenkistenrennen in der Friedenstraße. Schon zum 6. Mal fand es statt, berichtete Mitarbeiter Sebastian Schmauch. Inzwischen sei aus dem kirchlich organisierten Projekt ein Volksfest geworden, das Hunderte Menschen zusammenbringe, unabhängig vom Glauben.

Der 4. und 5. Preis (je 800 Euro) gingen nach Mühlhausen. Die Petri-Gemeinde rief 2017 eine Predigtreihe zu Luthers kleinem Katechismus ins Leben. Zudem stellen Menschen in Gottesdiensten dort ihre Lieblings-Bibelstellen vor.

In der Divi-Blasii-Gemeinde wurde gar ein ganzes Konzept „Kirche für uns und für andere“ entwickelt, das neugierig machen und „Besuchern immer positive Emotionen mitgeben soll“, sagte Sven Pompe. Die Ideen reichen von einer Kinderkirchen-Ecke über Erläuterungen zum Gottesdienstablauf für Neu-Besucher, Führungen bis zum Aufhängen eines Dohlen-Nistkastens und Mitmachausstellungen, zu denen jeder seine Haus-Bibel oder Weihnachtskrippe beisteuern konnte.

Platz sechs und sieben (je 300 Euro) gingen nach Rüdigershagen , wo Gemeindemitglieder ein regelmäßiges offenes Frauenfrühstück und einen Männerstammtisch ins Leben riefen. Dort wird nicht nur geklönt, sondern auch an wechselnden Themen gearbeitet oder etwas unternommen. Die Gruppen haben ein „Rüdigershagener Bilderbuch“ gestaltet und einen Lehmbackofen gebaut.

Andreas Piontek sagte, viele Menschen würden Sinn im Leben suchen. Solche Projekte, „die Gottes Licht zum Leuchten gebracht haben“, könnten ihnen helfen, ihn zu finden.

Klaus Wuggazer / 09.01.18